Die Geschichte(n) vom Clochard und der Fahne 
 

 

  Einleitung   
 

 

 

Eigentlich sind es ja zwei Geschichten, oder wenn man es ganz genau betrachtet, sogar drei oder vier Geschichten. Ein Zusammenhang besteht jedoch und der wird beim Lesen recht deutlich. 

Der Clochard, um den es hier geht, ist eine Porzellan-Figur und ca. 30 Zentimeter hoch. Zu jeder vollen Stunde, oder wenn extra eingestellt, pfeift er und bewegt dabei den Kopf hin und her. Wir nennen diese Porzellan-Figur nur "den Pfeifer". Als Hintergrundmusik dieser Seite habe ich das Pfeifen des Clochard integriert. 

Bei der Fahne handelt es sich um eine Fahne der Wilden Kerle, die zu bestimmten Anlässen (dazu später mehr), bei uns im Garten am Fahnenmast flattert.

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  Vorgeschichte   
 

 

Vor Jahren, wenn ich etwas genauer überlege war es vor 1993 und unsere Töchter wohnten noch im Hause, waren meine Ehefrau und ich in der Porzellan-Abteilung bei Karstadt und hörten plötzlich einen schönen und lieblichen Pfeifton. Es war vielmehr eine Melodie, die wir als sehr angenehm empfanden. Wir suchten kurz und entdeckten dann einen pfeifenden Clochard aus Porzellan. Meine Frau war begeistert von dieser Figur und ich hatte sofort einen Gedanken. Das wäre das passende Geschenk zum Geburtstag meiner Ehefrau, der in 4 Wochen anstand. "Nicht schlecht diese Figur", sagte ich lapidar zu meiner Frau und zog sie weiter, weil sie aus lauter Begeisterung immer noch vor dieser Figur stand. 3 Tage später war ich dann bei Karstadt und wollte diesen Clochard für meine Frau als Geburtstagsgeschenk kaufen. Als ich die Porzellan-Figur umdrehte, um nach den Preis zu schauen, traf mich fast der Schlag. 300,- D-Mark sollte diese Figur kosten. Als kleiner Beamter im mittleren Dienst mit zwei Kindern waren 300,- D-Mark, nicht nur zu der damaligen Zeit, ein kleines Vermögen. Nie und nimmer werde ich das für eine Porzellan-Figur ausgeben, dachte ich und verließ enttäuscht das Geschäft.

Nach Tagen sagte plötzlich meine Ehefrau beim Abendbrot schwärmerisch: "Ich habe heute bei Karstadt wieder den Pfeifer gehört. Er ist einfach zu schön und pfeift einfach traumhaft." Da ich immer noch kein passendes Geschenk für meine liebe Gattin hatte und ihr Geburtstag immer näher kam, fasste ich einen Entschluss. Ich werde über meinen Schatten springen und diese "Schei..." Figur kaufen. "Man lebt ja nur einmal!", dachte ich so bei mir. Am nächsten Tag war ich dann auch gleich bei Karstadt und suchte die Porzellan-Abteilung auf. Ich entdeckte aber nirgends diese Figur und fragte daraufhin eine Verkäuferin: "Können sie mir bitte sagen, wo ich eine bestimmte Porzellanfigur, diesen pfeifenden Clochard, finden kann?" Wir haben gestern den letzten verkauft", war ihre Antwort. Das darf doch nicht wahr sein, war mein Gedanke. Jetzt, wo ich mich entschieden habe, haben die keinen mehr. Ich wandte mich erneut an die Verkäuferin. "Ich habe eine Bitte!, sagte ich zu ihr: "Könnten sie für mich bei den einzelnen Karstadt-Häusern in Hamburg, Bremen oder Bremerhaven anrufen und nachfragen, ob noch irgendwo ein Exemplar vorhanden ist!" Sie machte es daraufhin und in Bremerhaven, so stellte sich nach geraumer Zeit heraus, gab es noch eine Figur. "Lassen sie die Figur bitte mit [Verkauft an Braas] ausschildern, ich werde die Figur in den nächsten Tagen dort abholen!", war meine glückliche Antwort. Nach ein paar Tagen sagte meine Ehefrau abends etwas traurig zu mir: "Der Clochard bei Karstadt ist wohl verkauft, ich sah ihn heute nicht mehr und dabei schaute sie mich etwas seltsam an.

Da meine Frau ein paar Tage später zum Einkaufsbummel nach Bremerhaven wollte, sagte ich nur: "Ich komme mit, mein Schatz!". Es war ein leichtes, mich beim Einkaufen kurz abzusetzen. In der Porzellan-Abteilung kaufte ich dann die Figur, bedankte mich für die "Reservierung" und hatte nur noch eine Bitte. "Packen sie mir bitte diese Figur in einen riesigen Karton, da meine Frau ansonsten vielleicht etwas ahnen könnte!" Als ich kurze Zeit später mit einem ungewöhnlichen Super-Karton, Ausmaße ca. 1 X 1 Meter, bei meiner Frau erschien, fragte sie natürlich sofort: "Was hast du denn da geholt, mein Schatz!" "Och, nichts besonderes Liebling. Nur dein Geburtstagsgeschenk!", antwortete ich grinsend. Ich sah sofort, wie ihre Mundecken absackten und sie enttäuscht antwortete: "Und ich dachte vor Tagen, du hättest den Clochard bei Karstadt in Cuxhaven für mich gekauft!"

Die Überraschung und Freude am Geburtstag meiner Gattin brauche ich wohl nicht weiter zu erwähnen.

  Der Pfeifer    
 

 

Der Pfeifer hat bei uns dann seinen Platz in der Küche gefunden, über der Anrichte auf einem Regal.  Das stündliche Pfeifen wurde schon am ersten Tag abgestellt. "Eingebürgert" hat sich folgendes. Wenn am Wochenende das Frühstück zubereitet ist, wird der Pfeifer angestellt. Wer zuerst wach ist deckt den Tisch, legt die Brötchen in den Backofen und kocht Eier. Als unsere beiden Mädels noch bei uns im Haus wohnten, gab es ein ungeschriebenes Gesetz. Ganz egal wer von uns vieren zuerst wach wurde und nach unten ging. Man machte Frühstück und stellte dann den Pfeifer an. Der Ton schrillte dann immer durchs ganz Haus und selbst unsere Tochter Monja - sie hatte ihr Zimmer oben im Dachgeschoss - erschien dann sofort in der Küche. Auch als die Mädels ausgezogen waren, behielten meine Frau und ich diese "Tradition" weiter bei. Wir redeten über Jahre nicht einmal darüber. Es war einfach so und uns gar nicht so bewusst.

Bewusst wurde uns diese Geschichte erst durch unsere Enkeltochter Michelle. Sie schlief schon als Baby von Zeit zu Zeit bei uns und hat bestimmt in dieser Zeit die Melodie des Pfeifers wahr- und aufgenommen. Als sie ein wenig älter war und wieder über Nacht bei uns schlafen sollte meinte sie abends: "Opa, machen wir beide morgen Frühstück und stellen dann den Pfeifer an?" Dabei machte sie ein so freudiges Gesicht, als ich nickte und ging mit einer gewissen Vorfreude ins Bett. Heute ist es auch für sie eine Selbstverständlichkeit, dass wir morgens den Pfeifer anstellen. So bald der Pfeifer ertönt, saust sie dann immer noch oben und schreit: "Oma, hörst du den Pfeifer! Oma, hörst du den Pfeifer!" Als wenn ihre Oma Rita diesen Pfeifton überhören könnte. Auch unsere Enkeltochter Linea ist jedes Mal begeistert, wenn sie bei uns morgens den Pfeifer hört. Genau wie ihre Schwester freut sie sich am frühen Morgen über diese Melodie. 

So hat sich über Jahre ein ins Leben gerufene "Ritual" durchgesetzt, als "Tradition" festgesetzt und wir freuen uns natürlich riesig über dieses. Der Pfeifer war nicht nur ein wunderbares Geschenk für meine Ehefrau, sondern auch ein Geschenk für die gesamte Familie.

  Die Fahne    

 

 

Seit Sommer 2005 befindet sich bei uns im Garten ein 6,20 Meter hoher Fahnenmast. Als ich im Sommer 2003 für die Kurverwaltung Cuxhaven arbeitete, musste ich auch an 6 Fahnenstangen jeden Tag die Fahnen hochziehen und abends wieder herunterholen. Für die Kinder meiner Volleyballfreunde gab es nichts schöneres als mir dabei zu helfen. Sie waren richtig heiß darauf, selbstständig eine Fahne hochzuziehen oder herunterzuziehen. Deshalb kam ich auf die Idee - und weil ich selbst gerne eine Fahne hoch- oder herunterziehe - auch meinen Enkelkindern diese Chance zu geben. Obendrein hoffte ich auf ein neues Ritual. Es waren bereits mehrere Fahnen vorhanden (Eine türkische Landesflagge, eine deutsche Nationalflagge, eine Bayernfahne mit König Ludwig und eine FC Bayern-Vereinsfahne) als ich auf die Idee mit den Wilden Kerlen kam. Inspiriert durch Michelle, die Bücher, DVD-Filme, Kopftuch, Geldbörse und Tweet-Shirt dieser kleinen Fußball-Truppe hat, kaufte ich eine Fahne der Wilden Kerle. Immer wenn jetzt Oma und Opa Tag ist, egal ob Linea, Michelle oder Anna, oder wenn ein Enkelkind über Nacht bei uns verweilt, flattert diese Fahne im Wind. Michelle zieht natürlich diese Fahne schon selbst hoch oder runter, bei den zwei kleineren Enkelkindern mache ich es. Es hat somit ein zweites Ritual bei uns Einzug gehalten. Nicht nur der Pfeifer, sondern auch die Fahne der Wilden Kerle hat bei uns jetzt Tradition. Obendrein wissen meine Eltern nun immer genau, wenn ihre Ur-Enkel bei uns sind und können sich auf einen überraschenden Besuch der kleinen "Rabauken" einstellen.